Der Barbie-Film geht in die falsche Richtung des Feminismus

    KOLUMNE:


    Jugend von heute

    Barbie – Die Perfektion in Person. Langes, blondes Haar, perfekte Figur und makelloses Gesicht. Seit 1959 fasziniert die Barbiepuppe die Welt und beeinflusst die gesellschaftliche Betrachtung der Rolle der Frau. Die Barbie ist das Symbol idealisierter Weiblichkeit, die «personifizierte» Idee, wie eine Frau sein soll. Eine Frau ohne Ecken und Kanten, eine Frau als Puppe, als Dekoration. Durch die Verehrung der Barbiepuppe werden die Anforderungen an die Frau zu hoch, besser gesagt unrealistisch. Die Barbiepuppe verzehrt unsere Wahrnehmung der Schönheit. Deswegen geriet die Barbiepuppe auch oftmals in Kritik. Der neuste Barbie-Film, der seit dem 20. Juli über die Leinwände flimmert, möchte genau diese Problematik aus dem Weg räumen. Die stereotypische Barbie, gespielt von Margot Robbie, zeigt sich erstmals von einer verletzlichen, menschlichen Seite. Eine Barbie mit Todesgedanken, in einer existenziellen Krise und eine Barbie ohne Ken. Der Film bricht die Vorurteile auf und stellt sich den eisernen Kritikern. Das Bild der Barbie wird um 180 Grad gewendet. So endet der Film auch damit, dass das einstige Traumduo Barbie und Ken nun getrennte Wege geht. Ein Ende, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Als ich das Kino verliess, fragte ich mich, ob es wirklich notwendig sei, die Rolle von Barbie so zu verändern. Im Zuge der Feminismusdebatte in unsere Gesellschaft ist mir schon einige Male aufgefallen, dass die Emanzipation der Frau meistens auf Kosten des Mannes geht. So wird Ken neben Barbie als dümmlich und «Nichtsnutz» dargestellt. Zwar spielt Regisseurin Greta Gerwig darauf an, dass Ken als Puppe oftmals im Schatten von Barbie steht und abhängig von ihr ist, doch auch sonst werden Männer während des Films nicht wirklich positiv dargestellt. Der Film vermittelt den Eindruck, dass alle Männer in der realen Welt nur nach Macht streben und Frauen als Objekt sehen. Männer werden somit als Schuldige für das Patriarchat plakatiert, meiner Meinung die falsche Richtung. Denn nur weil Frauen jetzt für sich einstehen und Gleichberechtigung fordern, heisst dies nicht, dass alle Männer schlecht sind und man folglich diese aus seinem Leben verbannen muss. Nur weil man mit einem Mann in einer Beziehung ist, heisst es noch lange nicht, dass man von diesem abhängig und somit weniger emanzipiert ist. Feminismus bedeutet für mich, dass man als Frau endlich für seine Qualifikationen und Qualitäten einsteht und für diese respektiert werden will, so wie ein Mann, und nicht, dass man besser behandelt werden will wie ein Mann.

    Das Ende von Barbie überzeugte mich nicht, dennoch finde ich, dass der Film auch positive Seiten mit sich bringt. Das Bild der Barbie wird nämlich nach Jahrzehnten endlich modernisiert. Hätte man mich vor 10 Jahren gefragt, wie denn Barbie sei, hätte ich zu einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit geantwortet: «Sie ist schön, hat blonde Haare und ist mit Ken zusammen.» Der Begriff Barbie bezog sich früher immer nur auf das Aussehen der Puppe und nicht auf die inneren Qualitäten, die sie in Filmen einnahm. Nach dem neuen Barbie-Film ist dies sicher nicht mehr die Antwort. Die alte Barbie gibt es nicht mehr. Aus der Barbiepuppe, überspitzt gesagt, die einstige «Feindin des Feminismus», wird eine Verbündete. Die Barbies aus Barbieland und die Frauen aus der echten Welt halten zusammen. Denn zwar wird die Barbiepuppe oftmals als Dekoration angesehen. Die Intention dahinter ist aber eigentlich, das Selbstwertgefühl der Mädchen, der Frauen zu stärken. So kann Barbie alles sein. Barbie ist Astronautin, Ärztin, Schauspielerin, Prinzessin und Bauarbeiterin. Barbie ist facettenreich und vielfältig. Barbie kann alles, was sie will; Frau kann alles, was sie will. Wenn diese Message jüngere Mädchen, Teenager und Frauen erreicht, dann ist der Film sicherlich ein Erfolg.

    Herzlichst
    Lilly Rüdel

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