Seitenwechsel für Mädchen und Jungs

    NATIONALER ZUKUNFTSTAG – Das erfolgreiche Berufsbildungs-Projekt findet nach der Coronapause am 11. November 2021 wieder statt – mit grosser Beteiligung. Er ist nicht nur ein gutes Mittel für KMU und Grossunternehmen, um künftigen Nachwuchs zu fördern, sondern trägt langfristig auch zur Gleichstellung von Frau und Mann bei.

    (Bild: zVg) Der Zukunftstag will möglichst vielen Buben einen Einblick in den Beruf des Coiffeurs ermöglichen.

    Letztes Jahr hätte der Nationale Zukunftstag, einst als Tochtertag initiiert, zum 20. Mal stattgefunden – doch die Pandemie hat dem nationalen Projekt einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Dieses Jahr findet der Zukunftstag am 11. November wieder statt. Dann werden tausende Schulkinder der 5. bis 7. Klasse eine Bezugsperson zur Arbeit begleiten oder an einem Spezialprojekt teilnehmen. Auch dieses Jahr ist der Fokus auf den Seitenwechsel gerichtet, der den Heranwachsenden praktische Einblicke in «geschlechteruntypische» Berufe ermöglicht. Zahlreiche KMU bieten dazu Projektplätze an – aktuell werden rund 8000 Jugendliche daran teilnehmen. Dazu Isabelle Santamaria, Geschäftsführerin des Zukunftstages: «Unser Ziel ist die offene Berufswahl, das heisst Mädchen und Jungs sollen das breite Spektrum an Ausbildungen entdecken, ohne sich dabei durch stereotype Rollenbilder beeinflussen zu lassen.» Und sie ergänzt: «Der Fokus liegt bewusst auf geschlechterspezifisch geprägten Berufen, in denen sich ein Fachkräftemangel abzeichnet. Deshalb setzen wir alles daran, das Angebot bei den Spezialprojekten jedes Jahr zu erweitern.»

    Auch Christine Davatz, sgv-Vizedirektorin und Verantwortliche für die Berufsbildung, sieht im Zukunftstag eine ideales «Werbemittel» für die Sensibilisierung der MINT-Berufe: «Ich bin überzeugt, dass wir für unsere handwerklichen und technischen Berufe viel mehr Mädchen gewinnen, wenn die Berufswahlvorbereitung intensiviert wird und wir noch mehr Möglichkeiten zum Schnuppern und selbst Kennenlernen geben.» Erfreulicherweise steigt der Frauenanteil in den MINT-Berufen langsam, aber stetig – beispielsweise an der Fachhochschule in Technik und IT von 4 Prozent im Jahr 2000 auf 12 Prozent im Jahr 2018. «Diese Zahlen zeigen jedoch auch, dass wir mit der Förderung weitermachen müssen», so Santamaria.

    Gemischte Teams bringen Vorteile
    Nachwuchsförderung ist ein zentraler Faktor für eine Branche, um genügend Fachkräfte ausbilden zu können. Unter diesem Aspekt beteiligen sich zahlreiche Berufsverbände am Zukunftstag – so auch Holzbau Schweiz. «Wir möchten den Jugendlichen einen Einblick in die Holzbranche geben, zählt doch der Zimmermann oder die Zimmerin zu den beliebtesten Berufen», sagt Peter Elsasser, Bereichsleiter Bildung und doppelt nach: «Wir möchten viel mehr Mädchen für unseren Beruf gewinnen, denn nach wie vor sind wir eine sehr männerlastige Branche. Gemischte Teams bringen für alle nur Vorteile. Gute Erfahrungen mit den Zukunftstag hat die Hecht Holzbau AG aus Sursee/LU gemacht. «Wir sind ein Lehrlingsbetrieb und auf gute ausgebildete Fachkräfte angewiesen», erklärt Daniel Schmid, Mitglied der Geschäftsleitung des renommierten Holzbaubetriebes. «Der Zukunftstag ermöglicht uns so auf kreative und praxisnahe Art den Beruf des Zimmermannes oder der Zimmerin näher vorzustellen, so dass die Jugendlichen einen ersten Eindruck erhalten. Wir hoffen so, vermehrt Lernende aus der näheren Region zu rekrutieren.»

    Nur 15 Prozent Männer in der Coiffurebranche
    CoiffureSuisse will am Zukunftstag möglichst vielen Buben Einblick in den Beruf des Coiffeurs ermöglichen. «Viele Jugendliche schränken sich in ihrer Berufswahl unnötig ein, so haben sich beispielsweise 2019 erst 134 Männer – 15,1 Prozent – für die Ausbildung zum Coiffure EFZ entschieden. Ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männer ist wichtig für den Coiffeurbesuch», sagt Damien Ojetti, Zentralpräsident Coiffure Suisse. «Ebenso wird der unternehmerische Aspekt unseres Berufes nicht genug betont», sagt Ojetti weiter. «Unser Beruf ist leider nicht mehr so attraktiv wie früher», stellt Luzia Küng fest, die in ihrem Coiffure­geschäft in Cham/ZG seit 15 Jahren Lernende ausbildet. «Der Zukunftstag ist eine optimale Plattform, unser Handwerk den Jugendlichen praxisnah vorzustellen. Auch die Buben finden es grossartig, selbst Hand anzulegen und an den Modelköpfen zu frisieren, schneiden und föhnen.» Ziel des Zukunftstage ist es, dass auch in diesem Jahr die Kinder und Jugendliche wertvolle Erfahrungen für ihre spätere Berufswahl machen.

    Corinne Remund

    Weitere Informationen:
    www.nationalerzukunftstag.ch

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